Höhlenkloster und Butuceni Landzunge
Vorgestern haben wir einen Ausflug nach Orheiul Vechi (gesprochen: Orhey Weyg) unternommen. Eine der bekannten touristischen Hauptattraktionen des Landes. Es gibt viele Sehenswürdikeiten, die in keinem Reiseführer zu finden sind.
Das Gebiet ist ein großer archäologischer Fundort, ein historisches Siedlungsgebiet, ein kulturelles und ein landschaftliches Schutzgebiet …und steht seit 2007 auf der Tentativliste der UNESCO.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Orheiul_Vechi
Auch bei meinem letzten Besuch war ich mit Jakob und Pavel auf der Butuceni Landzunge, habe mir die Kapelle angesehen und den unbeschreiblich schönen Ausblick genossen.
Es ist ein magischer Ort.
Moldau gleicht einer weitläufigen Steppenlandschaft, die durch ihre Äcker, wilde, ursprüngliche Natur und seichte Hügel geprägt ist.
Kommt man in die Gegend von Orhei verändert sich das Landschaftsbild:
Satt grüne, tiefe Mischwälder, eine andere Vegetation und auf einmal öffnet sich vor einem diese sagenhafte Tiefebene, durchzogen von der Butuceni Landzunge.
Einmalig! Diese Kraft, diese Weite, dieses Grün!
Kein Wunder, dass der Hügel bis heute als heilig gilt.
Nachfühlbar, dass sich die Mönche, vermutlich um 1675, hierher zurückzogen. Auch heute gibt es einige Mönchen, Monks, wie es auf rumänisch heißt, die hier leben und die Anlage pflegen.
Beschilderungen
gibt es auf dem Dorf keine, die Post geht an zentrale Postbüros oder größere Einrichtungen, man kennt sich, die Post kommt trotzdem an. Straßennamen und Hausnummern sind nicht vorhanden.
Also erscheint nur logisch, dass touristische Beschilderungen ebenso unnötig sind und so haben wir letztes Mal den Eingang zum Höhlenkloster schlicht nicht gefunden. Wenn man es mal weiß, ist es zu einfach:
An der Rückseite des Glockenturms befindet sich der Tunneleingang der 1820 gegraben wurde.
Zuvor mussten die Mönche an den Steilhängen entlang, mussten wissen, welches der Löcher der richtige Eingang ist. Als Pavel letztes Mal anfing dort zu suchen und entlang zu hangeln, habe ich, schuhbedingt, dankend abgelehnt.
Dieses Mal war der Zugang ganz einfach und nachdem Frauen bitte ihren Kopf mit einem Tuch bedecken, das es auch leihweise am Höhleneingang gibt, kann man hinab steigen. Die Stufen sind, wie in ganz Moldau, nicht gleichmäßig. Vorsicht ist geboten.
Die Decke ist ca 1,80 hoch, es ist duster, aber heller als erwartet, da der Hauptraum durch eine Felsöffnung indirekt beleuchtet wird.
Es war angenehm kühl, draußen hatte es 36 Grad. Im Hauptraum befinden sich mehrere Heiligenbilder und Möglichkeiten dort Kerzen anzuzünden. Ein alter, sehr freundlicher Mönch verkauft für 4 Lei (22ct) Kerzen und für mehr Geld Heiligenbildchen und Wunscherfüllungen. Die Besucher schreiben ihre Wünsche auf Zettel und geben sie dem Mönch, der sie anschließend in einem Buch notiert.
Das Buch, hätt ich gern!
Wir zündeten eine Kerze für unsere Verstorbenen an, besichtigten den Schlafraum der Mönche und versuchten die Aussicht von der „Fels-Terrasse“ zu genießen.
Wieder draußen angekommen haben wir uns ein schattiges Plätzchen gesucht und selbst meine Tochter empfand diesen Ort, aufgrund der Schönheit der Natur und der Aussicht, wunderschön und entspannend.
Begegnungen mit Einheimischen
Auf dem Rückweg gingen wir noch zum heiligen Kreuz, dem Wunderkräfte nachgesagt werden:
Man formuliert einen Wunsch und berührt das Kreuz.
Am Kreuz haben wir zwei freundliche Männer aus Moldau kennengelernt, der jüngere sprach sehr gut englisch, war gerade fertig mit seinem Wunsch und so konnte ich die Frage meiner Tochter direkt an ihn richten:
„Funktioniert das mit dem Wunscherfüllen auch in einem anderen Land?!“
Antwort: „JA!“ -was ein Glück!
Wir bestaunten alle mit welcher Ernsthaftigkeit meine Tochter das Ritual vollzog.
Als sie auf dem Weg vom Kreuz zu uns eine Geldmünze fand, hat der Mann gemeint, er hofft sie hat sich das nicht gewünscht.
Meine Antwort: „bestimmt nicht, aber Sie vielleicht?! -nur haben Sie sich nicht gebückt.“
Wir lachten herzlich und verabschiedeten uns.
Wir haben noch zwei Einheimische an dem Tag näher kennengelernt:
Die Menschen auf dem Land strahlen eine warme unbändige Kraft aus. Sie sind stolz auf ihre unbekannten Schätze, die sie offen und gastfreundlich mit Besuchern teilen. Es wird sich gern umarmt und geküsst.
Ausländer sind eine Seltenheit und eine willkommene Abwechslung zum Alltag.
Die ältere Dame, die wir ein Stück mit dem Auto mitgenommen haben, wird uns wohl nicht mehr vergessen und hatte im Anschluß viel zu erzählen:
Trampen ist hier üblich, da die unklimatisierten Busse eher zufällig und selten fahren. So ist dieses günstige Verkehrsmittel bei der Hitze eh kein Vergnügen, am wenigsten für die Nase…
Die Frau stieg ein und hatte offenbar gar nicht realisiert, dass wir aus Deutschland sind.
Es war eine herzliche, goldige Begegnung.
Immerhin reichten unsere Sprachkenntnisse dazu, dass wir verstanden, dass sie sehr froh war, die Klimaanlage genoss und es ihr ganz komisch vorkam nicht richtig mit uns sprechen zu können. Sie hat verstanden, dass wir nach Balti fahren und nur ein paar Wörter rumänisch können und noch weniger russisch. Dass uns Orheiul Vechi sehr gut gefallen hat und wir Moldau sehr schön finden.
Sie wollte mir Geld geben, hat dann aber auch verstanden, dass ich das auf gar keinen Fall annehme und wir haben uns beide in unserer Sprache alles Gute und viel Gesundheit gewünscht.
Landschaftsimpressionen
Die landestypischen Häuser
sind farbenfroh gestrichen, viele in dunkelgrün und himmelblau. Sie sind detailreich verziert und zum Nachbarn und Straße durch hohe Zäune oder Sichtschutz abgetrennt. Die Schmiedearbeiten, die mit Wein berankten Spaliere, die roten Rosen vor den blau gestrichenen Mauern, die persönliche Note jedes einzelnen Häuschens, haben einen liebevollen Charme.
Die Straßen
gespickt mit Löchern sind gesäumt von Obstanbietern: Kinder, Mütter mit ihren Babies, Alte sitzen den ganzen Tag im Staub und hoffen auf gute Verkäufe ihrer eigenen Ware: Melonen, Trauben, Kirschen, Pflaumen, Zwiebeln und Kartoffeln sind gerade reif.
Tiere
Man sieht viele Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen -meist angekettet am Straßenrand, oder in Straßennähe, wenn sie Glück haben im Schatten eines Baumes.
Frei lebende kleine Herden sind uns daher sehr willkommen zu sehen. Manchmal sehen wir Hirten.
In den Ortschaften laufen Hühner und Gänse frei herum, manchmal befinden sie sich in einem einfachen Auslauf an der Aussenseite des Grundstücks.
In der Nähe von Gewässern kann man viele Wildvögel und Enten aus nächster Nähe erleben. Das Wasser ist durch den schlammigen Bodengrund meist trüb, zumindest im flachen Uferbereich.
Im nächsten Blog erfahrt ihr wie es gestern in Verejeni mit dem Aquarium weiterging und welche Überraschung auf uns wartete.
Schöne Grüße!