Popcorn für die Bewohner der Psychiatrie in Bălți

In Entwicklungsländern ist eine Psychiatrie oft das Auffangbecken der Gesellschaft. Da wohnen nicht ausschließlich psychisch Kranke.
Dort leben Menschen mit Behinderung, die keine Chance am Arbeitsmarkt haben, und kein soziales Umfeld, das sie trägt.
Dort leben Menschen, die als Kinder sich selbst überlassen waren oder gearbeitet haben. Sie sind Analphabeten und finden deswegen keine Arbeit.
Dort leben auch Obdachlose, leicht Demente, schwer Behinderte, Alte, für die es kein Altenheim gibt und die keine Familie haben.

Seit meiner Arbeit in der Republik Moldau bin ich jeden Tag dankbar: Unserem Gesundheitssystem (ja auch in dieser Zeit), unserem Staat (ja, auch wenn Demokratie Zeit und Kraft kostet) und vor allem denen die sich in der Vergangenheit so beherzt für unsere Rechte eingesetzt haben, den Betroffenen, deren Familien, Arbeitnehmern und Politikern.

Wie viel Kraft und Willen dazu gehört erlebe ich in meiner Arbeit. Wir müssen hingehen, hinsehen, mitfühlen, den Mund aufmachen, für unsere Werte einstehen. Das unterscheidet uns dann vom Tier – bedeutet Fortschritt. Es war mein dritter Besuch in der Klinik. Beim ersten Besuch, habe ich vor allem den Schmerz wahrgenommen, die Tragik – aber auch da hab ich mich schon gefreut! Über Menschen, die Hand in Hand durch ihre kleine Welt schlendern, über die Liebe, die manchmal in uralten Sowjetbaracken wohnt. Beim zweiten Besuch war es Akzeptanz. Schon der Dritte war einfach nur schön. Ja. Schön!

Es war für mich sogar mein ganz persönliches Highlight der Reise. Ich wusste sofort beim ersten Besuch, dass ich wiederkomme. Mit einem kleinen Highlight – und dann verteilten wir Popcorn. Zum Mittagessen. Von Zimmer zu Zimmer.

DANKE

Danke der großartigen Klinikleitung und dem Personal. Für euere tägliche Arbeit und uns mitzunehmen – jedes Zimmer andere Menschen, mit anderen Erfahrungen und Geschichten – jede Begegnung ein Geschenk.

Ich konnte erkennen, dass man manchmal heilt, ohne es in Gänze begreifen zu können. Da gab es eine sehr alte Dame, die einfach nicht glauben konnte, dass ich Deutsche bin. Wer weiß, was sie gehört oder erlebt hat? Ich finde es sehr schön, als Botschafterin so ein schönes Zeichen für Deutschland zu setzen. Es ist das Geschenk, das ich mir mit meiner Arbeit mache. So viele strahlende Gesichter, dass es mal wieder so ist, dass in Wahrheit ICH die Beschenkte bin.

Ich freue mich von ganzem Herzen im August wiederzukommen. Es gibt dann Schokolade aus Deutschland.

An meine Lieben in der Republik Moldau: bitte geht hin, fasst euch ein Herz, euer Land ist wie ihr es seid, im ganz Kleinen. Keine Bedenken, kein Zögern, seid Herzens-Vertreter! Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Aber heute könnt ihr hingehen, anrufen was gebraucht wird, oder mich begleiten im August. Damit euer Morgen eines wird, auf das ihr stolz seid. Und allen, die das lächerlich finden möchte ich mein herzliches Mitgefühl ausdrücken:

Wer das Große möchte, muss die kleinen Schritte gehen wollen. Entwicklung ist nichts für Feiglinge.

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