Das Leben ist kein Ponyhof

Ein Arbeitstag auf dem Land – in Verejeni

Am 8. und 9. August stand für meine Tochter und mich der Besuch der Sozialstation in Verejeni auf dem Programm.

Am ersten Tag hatten wir Gelegenheit Anna und Alexandra bei ihrer täglichen Arbeit, der Essensverteilung an Menschen, die ihre Häuser nicht mehr verlassen können, zu begleiten.

Jede der beiden läuft täglich, bei jedem Wetter zu 15 Bedürftigen und versorgt diese mit frisch gekochten Speisen. Gestern hatten wir es leicht, da es nur Suppe, Brotscheiben und Quark gab. Sonst gibt es häufig noch mehrere andere Speisen, so dass die Verteilung, statt wie gestern 3, 4 Stunden in Anspruch nimmt.

Wir hatten Glück, trotz knapp 30 Grad war der Himmel bedeckt und ein leichter Wind verschaffte etwas Abkühlung.

Die Frauen tragen das Essen in Taschen in der einen, die 10 Liter Kanne mit heißer Suppe in der anderen Hand. Da die Kanne auch außen heiß ist und es sich beim gehen nicht immer vermeiden lässt, dass die Kanne gegen die Beine stößt, haben die Frauen häufig Verbrennungen.

Trotz der schlecht bezahlten Arbeit, sind beide sehr stolz auf das was sie für die Alten tun. Sie kennen ihre Menschen, wissen wie sie welches verschlossene Tor öffnen können, wo welcher Kettenhund lauert.

Die Arbeit verläuft konzentriert, Zeit für einen Plausch bleibt kaum.

Das war dann gestern für Annas Essensempfänger ein Highlight:

Viele von ihnen kennen Christina, unsere Dolmetscherin, die über den Friedens Corps für 2 Jahre hier arbeitet. Aber dann noch eine deutsche Mutter mit ihrer Tochter:

Wie aufregend!

Für uns war es ein Geschenk: So nah das echte Leben erfahren zu können bleibt dem normalen Reisenden verborgen.

Natürlich ist es hart die Lebensumstände zu sehen, aber Gottseidank können wir beide sehr gut das Positive in Allem finden:

So viel Herzlichkeit, so viel herzliches Lachen, so viel Gastfreundschaft, in all der Armut haben wir noch nicht erlebt.

Die Menschen, die nichts haben und sich kaum mehr bewegen können, haben es sich nicht nehmen lassen im Garten ein paar Weintrauben, Pfirsiche oder Äpfel für uns zu pflücken. Die, die nicht mehr konnten, haben Anna gebeten.

Die Eltern, die den Kindern fehlen, fehlen auch ihren Eltern.

Die Menschen sind sehr dankbar um das gebrachte Essen und haben sehr den länger ausgefallenen Plausch genossen. Alle waren sehr offen und ließen ihr Leben und sich, wenn das Kopftuch zurecht gezupft war, sehr gern fotografieren.

Im Anschluß an die Essensverteilung waren wir zum Essen in der Sozialstation. Es gab schmackhafte Rote Beete Suppe mit viel Gemüse, Brot- und Wurstscheiben, Tomaten und frisches Obst.

Danach brachten wir die Sach-Werte (genau das sind es) aus dem Hänger hinein:

Den Trolley, die Transportkisten, die Styroporbox und Verschlussklammern -für Anna und Alexandra

Einen Bettgalgen für die Pflege-Station

Wasserbälle, Luftballons, Holz-Puzzles mit Griffen, Mikado, einen Fußball samt Pumpe, 2 Ballspiele und einen Roller:

ALLE BEGEISTERT!

So eine Freude, auch von Erwachsenen -kann man gar nicht in Worte fassen.

Alles wurde sofort bespielt! Die Holzpuzzle und die Wasserbälle sind gute Therapie-Spiele. Es war so ergreifend deren Freude zu erleben, wenn sie es schafften das Puzzle zu machen und meine Tochter rührte uns alle zu Tränen: die hatte überhaupt keine Berührungsängste und hat mit einer Liebe mit einem älteren Herren, der eine spastische Lähmung hat gepuzzelt…ohne Worte.

Das Highlight war dann natürlich das Aquarium von Tetra! Wir haben es gestern nur rein getragen, heute fangen wir mit dem Aufbau an. Aber die Kinder und Behinderten waren komplett aus dem Häuschen!

Wir haben gemeinsam noch über die Organisation der Essensverteilung diskutiert und haben dann den Mädels ihre neuen Helfer übergeben: Den tollen Handwagen, den wendigen Trolley, die Boxen. Anna war mega happy und Alexandra den Tränen nah.

Nach diesem sehr anstrengenden Tag wollten wir alle nur noch duschen und ins Bett … bevor es heute weitergeht …

Viele Grüße, Ursel

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