Die Effizienz des Helfens

Kürzlich erschien im „Spiegel online“ der Artikel „Viele Hilfsprojekte bewirken wenig oder gar nichts“.

Ich möchte daraus zitieren:

„Insgesamt fehlt es den großen, internationalen NGOs oft an dem Hintergrundwissen, um die Lage vor Ort gut beurteilen zu können oder relevante Arbeit zu leisten.“

Quelle: Spiegel online

Unsere kleine Hilfsorganisation steht gerade am Anfang. Ich habe viele Menschen getroffen, die dankbar sind, dass ich eine kleine NGO gründe, mit der die Menschen im Direktkontakt stehen dürfen und sollen: auf der Geberseite und auf der Empfängerseite.

Ich habe mich oft geärgert, wenn man Menschen die Fakten vorenthält.

Aus meiner Sicht, aus Bequemlichkeit es überhaupt selbst zu verstehen.

Für mich ist es völlig ineffizient und unaufrichtig, Geld und Sachen einfach wohin zu „schütten“ ohne dem Wissen, ob dies sinnvoll ist oder warum aus gutem Grund eben auch nicht.

Einer meiner Gründe selbst eine KLEINE NGO zu gründen. Selbst hinzufahren, mir mein eigenes Urteil zu bilden, selber die Gründe erforschen zu können.

Das kostet Zeit.

In dem Bereich effizient arbeiten zu können ist ein ständiger Prozess.

Wenn ich also derzeit noch, mangels Gemeinnützigkeit nur im kleinen, privaten Umfang Spenden nach Moldau in die Einrichtungen bringe, erscheint mir das selbst nicht sehr effizient.

Aber das was uns effizient werden lässt, ist die Zeit die wir für und mit den Menschen investieren:

Wir tauschen uns nicht nur mit der lokalen NGO aus. Wir fahren in jede unserer Partner-Einrichtungen. Wir nehmen uns die Zeit den Alltag mitzuerleben und nachzufragen, solange bis wir es verstehen. Antworten zu finden ist nicht immer einfach. Nicht nur wegen der Sprache, sondern vorallem weil Menschen und Regierungen in verschiedenen Ländern anders denken und arbeiten.

Das ist die eigentliche Aufgabe.

Je tiefer man eintaucht, desto mehr schätzt man was Generationen von Menschen in unserem Land geleistet haben, damit wir diesen Sozialstaat haben, den wir haben.

Ein paar Highlights an Beispielen für kleine Spenden mit großer Wirkung der letzten Tage:

Das Aquarium

Die Menschen tun ihr Möglichstes, um den Alltag der Behinderten und Kinder so gut es geht zu gestalten. Als ich vor Ort gesehen habe, wie wenig Unterstützung seitens des Staates und wie groß der Personalmangel ist, hatte ich spontan die Idee ein Aquarium in die Sozialstation zu bringen.

Es ist ein wunderbarer Zeitvertreib.

Ein Fernseher mit Lebewesen und die Kinder können lernen Verantwortung zu übernehmen.

Ich hab mich unbeschreiblich gefreut, dass Tetra uns das Equipment kostenlos zur Verfügung gestellt hat, ohne Spendenquittung -ein Lichtblick, Dankeschön nochmal!

Ein Aquarium für die Sozialstation war ebenso der Wunsch von Christina, der amerikanischen Ehrenamtlerin, seit diese in dem Zentrum angefangen hatte zu arbeiten. Auch sie weiß um den positiven Einfluss dessen.

Zur Zeit sind Schulferien.

Sommerferien bedeuten hier Erntezeit:

Die Kinder sitzen den ganzen Tag in der Hitze am Straßenrand und verkaufen Melonen, sie helfen auf dem Feld oder zuhause die Ernte einzuholen, einzukochen und einzulegen.

Dadurch bedingt sind nicht so viele Kinder in der Station wie zur Schulzeit, die jährlich am 1.9. beginnt.

Es war ein Geschenk die Freude der rund 15 Kids, die da waren zu teilen! Sie konnten es gar nicht fassen: das bleibt hier, bei ihnen! So eine Freude!

Viele Kinder freuten sich ausgelassen, manche still staunend.

Einer der Behinderten tanzte und quietschte vor Begeisterung und auch die Mitarbeiter, vom Küchenpersonal bis zur Leitung, konnten ihr Glück kaum fassen!

Unter die Freude über die Sachspende mischt sich immer große Wertschätzung unserer Hilfe.

Eine der Mitarbeiterinnen hat zuhause auch Fische und Tetra hat uns ein Set gespendet, das einfach zu betreiben ist.

Keine große Hilfe?!

Stimmt. Es verändert das Land nicht.

Aber den Alltag derer, die trotz mangelnder Bezahlung und Mitteln vom Staat ihre Arbeit tun:

ein Angebot mehr für Kinder und Pflegepatienten;

ein konkreter Ansatz, Kinder an Verantwortung heran zu führen;

ein positives Erlebnis, das ihnen Kraft gibt.

Kinder und Pflegepatienten langweilen sich künftig schlicht erheblich weniger.

Der Bett-Galgen

Beim letzten Besuch hat mich Christina, die Ehrenamtlerin aus USA darauf aufmerksam gemacht, dass die Mitarbeiterinnen dringend einen Bettgalgen oder Betten mit Liftfunktion bräuchten. Sie hat zwar aus ihrer Berufspraxis als Psychaterin wertvolle Tipps geben können, wie die Patienten rückenschonender aufgerichtet werden können, aber jedes Hilfsmittel wäre wirklich wertvoll.

So war es eine große persönliche Freude dieses Mal einen Bettgalgen mitzubringen.

Man kann gar nicht beschreiben wie die Mitarbeiterinnen sich gefreut haben. Anna ist mir um den Hals gefallen mit Tränen in den Augen, Marianna die Leiterin des Pflegebereichs -hart wirkend, durch die Anstrengung ihres Berufs, war sichtlich glücklich, ihr ganzer Gesichtsausdruck wurde weich -so viel Anspannung die von ihr wich:

Endlich eine gute Nachricht für ihr Personal.

Was ich sicher nie mehr vergesse, ist der Gesichtsausdruck des Mannes an dessen Bett wir den Galgen stellten:

Bis wir ihn aufgebaut, richtig positioniert und eingestellt hatten, streckte er die Hand danach aus. Als er den Griff schließlich erreichte, ließ er ihn nicht mehr los:

Endlich etwas Unabhängigkeit, sich aufrichten können, ohne fremde Hilfe.

Verändert das Land nicht?!

Stimmt! Verändert die Lebensqualität der Pflegepatienten und die Arbeitssituation der Mitarbeiterinnen aber enorm!

Tattoos

Als Überraschung haben meine Tochter und ich den Kids Glitzer Tattoos gemacht. Auch das eine Spende, die vom Herzen kam! Danke an die Firma Lichtfieber!

Wenn man weiß wie hart die Kinder arbeiten müssen, wie wenig Rücksicht auf sie genommen wird, dann kann man vielleicht ein wenig verstehen, wie groß die Freude über so ein Geschenk ist. Kein Geschrei, kein Gestreite, keine Anfragen nach einem zweiten oder dritten Tattoo. Einfach genießen.

Entwickelt das Land nicht weiter?!

Doch, glaub ich schon, Kinder brauchen gute Erfahrungen und Vorbilder, um sich selbst im später ihre Heimat gut zu entwickeln!

Kisten

Eine Freundin brachte mir kurz vor Abfahrt noch Kunststoffkisten, die komplett verschließbar sind und eine Styroporbox mit Deckel für die Damen die das Essen ausliefern.

Ich wusste, dass diese hilfreich sind -zumal sie optimal in den Handwagen passen, den wir auch gebracht haben. Aber, dass man sich SO über Kisten freuen kann…da spricht das Foto Bände.

Fazit:

Die Zeit und die Gespräche bringen die Erfahrung, die es braucht um in langfristige Projektarbeit investieren zu können, um Ursachen verstehen zu lernen und wirklich nachhaltig zu helfen.

Dafür muss man sich die Mühe machen, genauer hinzusehen.

Jede Art NGO ist wichtig! In Deutschland werden gemeinnützige UGs, GmbHs und Vereine sehr genau geprüft. Wie soll im Katastrophenfall eine kleine NGO Tausenden Menschen Hilfe leisten?! Ich begrüße eine kritische Betrachtung von großen, politisch einflussnehmenden NGOs und würde mir eine engere, offenere Zusammenarbeit im Sinne der Bedürftigen wünschen.

Für mich ist es selbstverständlich, dass ich den Spendern mitteile, wofür ich ihr Geld ausgebe und die Kosten so gering wie möglich halte.

Geldgeber wollen zurecht Transparenz: es geht dabei nicht nur um das Thema Vertrauen, sondern um aufrichtige Anteilnahme. Spender wollen helfen.

Wir möchten wissen, ob sich der Empfänger freut. Wir möchten ihre Freude miterleben.

Solange mit Themen wie Betriebskosten offen umgegangen wird, bin ich persönlich der Meinung, dass schenken/spenden/aus Liebe geben, nicht bis ins letzte messbar wirtschaftlich sein muss.

Was ist euch das Lächeln eurer Mutter wert, wenn ihr ihr ein Geschenk macht, das sie wirklich berührt?!

Was ist euch der Gesichtsausdruck eures Kindes wert, das ihr, trotz 40 Grad Fieber, zum Strahlen bringt?!

Ich erinnere mich an einen krankheitsbedingt ausgefallenen Kinder Faschingsumzug. Wir haben Bonbons gekauft, sind durch das Wohnzimmer getanzt und haben sie unserer Tochter aufs Sofa geworfen.

Lächerlich? Wir fanden es alle sehr lustig!

Ineffizient? Ja, es hat was gekostet, aber es ist der Fasching, an den wir uns alle am besten erinnern, wir an unsere glücklich strahlende Tochter, unsere Tochter an ihre Eltern, die ihr Glück in ihren Gesichtern gespiegelt haben.

Alltags-Beispiel kleiner und großer NGOs: Kleiderspenden

Baby Bekleidung darf in Moldau gar nicht eingeführt werden. Es hat gedauert, herauszufinden warum eigentlich nicht.

Es gab viele Vermutungen unsererseits: man möchte die inländische Wirtschaft schützen, um nur eine zu nennen.

Nein, viel praktischer:

Es kam viel Müll, was jede NGO bestätigen kann.

Ware die definitiv und beim besten Willen nicht mehr gebraucht werden kann.

Ich bin überzeugt, dass die Spender das aus Unwissenheit geben, weil sie die Sachen nach längerer Lagerung nicht gründlich durchsehen. Oder so mancher mag sich den: lieber fast durchgelaufene Socken, als gar keine.

Das ist bestimmt gut gemeint.

Die Socken halten noch ein, zwei Monate und wir verlagern damit unabsichtlich unseren Müll ins Empfängerland. In ein Land ohne wirkliches Müllkonzept! Auch hinsichtlich Transport und Umwelt ist dies nicht effizient.

Die meisten Menschen denken nicht an Folgekosten ihrer Sachspende. Wie auch, wenn NGOs dazu nicht proaktiv kommunizieren?!

1 Kubikmeter Spende kostet gut 70 Euro, Lagerhaltung und Arbeitszeit nicht berücksichtigt.

Deshalb braucht unsere Organisation Ihre Geldspende zur Deckung der Transportkosten.

Die Wertsachen suchen wir uns passgenau zusammen, damit wir alltagsverändernde Spenden bringen, die die von Ihnen getragenen Transportkosten und die entstandene Umweltbelastung rechtfertigen.

Wer spenden möchte und auf die Spendenquittung verzichten kann, kann gerne mit dem Verwendungszweck „Land ohne Eltern“ auf unser Privatkonto überweisen. Sobald die Gemeinnützigkeit anerkannt ist, können und werden wir bei der GLS ein kostenloses NGO Konto eröffnen. Danke!

IBAN: DE43700530700031819337
BIC: BYLADEM1FFB.

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